top of page

Couchgeflüster #31 - Oluyomi Scherrer

Der 21-jährige Oluyomi Scherrer aka «Thispronto» ist ursprünglich gelernter Koch und derzeit der grösste Schweizer TikTok-Creator. Innerhalb eines Jahres hat er es auf seinem Account @thispronto von 0 auf 9.4 Millionen FollowerInnen (Stand: 18. April 2021) geschafft. Was hinter dem Namen steckt, wie sein «Geheimrezept» aussieht und was wir von ihm noch in Zukunft erwarten können, lest ihr hier.


dianakottmann.com | Blog | Couchgeflüster | Oluyomi Scherrer
Oluyomi Scherrer, Content Creator, #1 TikToker schweizweit

Wie kam dein TikTok-Name @thispronto zustande?

Ich bin selbst zu einem Viertel Italiener. Plus war ich in den vergangenen Jahren oftmals bei Freunden, die aus Italien stammen, essen. Dort sagten die Eltern immer, dass das Essen «pronto» sei, also zum Essen bereit. Dadurch habe ich den Bezug zum Essen stets gehabt. «This» habe ich aus dem Englischen genommen und vorangestellt. Das wärs dann aber auch schon.


Warum TikTok?

Ich hatte schon mehrere Jahre mit dem Gedanken gespielt, mir als Content Creator einen Namen zu machen. Dadurch habe ich viele Videos analysiert – YouTube als auch TikTok als Plattformen beobachtet. Mir war bewusst, dass es mit YouTube von 0 auf 100 nahezu unmöglich ist, noch einen grossen Hit zu landen. Der Markt ist zu übersättigt. Deshalb habe ich nie wirklich damit angefangen. Vor über einem Jahr bin ich auf TikTok aufmerksam geworden und habe festgestellt, dass es einfacher war, Reichweite zu generieren. Nachdem ich die App installiert hatte, begann ich damit, Videos hochzuladen. Ich hatte das Glück, dass ich relativ schnell auf das «perfekte Konzept» gestossen bin.


Wie sieht dieses aus?

Ich bin gelernter Koch und habe mich auf Kochvideos fokussiert. Statt dass ich ein herkömmliches Schneidebrett benutze, bereite ich die Rezepte auf dem iPad zu. Diese erste Einstellung mit dem iPad ist sicherlich der Eyecatcher, der einen dazu motiviert, das Video bis zum Schluss zu schauen. Ich achte aber darauf, dass jedes Video vom ersten bis zum letzten Frame spannend ist. Und ja... Dann natürlich der Käse, generell das heisse Essen, das ich dann esse beziehungsweise einen Bissen davon nehme. All diese Faktoren tragen zu diesem «perfekten Konzept» bei.


Woher kam die Idee, das iPad zu nutzen, überhaupt?

Zu Beginn schaute ich regelmässig, was auf TikTok die Trends sind. Dies zeigt jeweils, was bei den Leuten momentan ankommt. Dann gab es da eine spezifische Challenge. Es ging darum, dass man Wasser auf eine Münze leert und sich daraufhin eine Blase bildet. Ich lag eines Tages um 23 Uhr im Bett und wollte unbedingt noch ein Video produzieren. Dann hatte ich neben meinem Bett das iPad, ein Glas Wasser, einen Löffel und eine Münze. Damit die Münze stabil liegt, habe ich das iPad auf das Bett gelegt und daraufhin diese Challenge gemeistert. Dass diese zufällige Idee der Startschuss von allem war, hätte ich nie gedacht.


Würde es auch ohne iPad funktionieren?

Ja, schon. Aber es wäre sicherlich nicht dasselbe. Die Community hat sich zudem bereits daran gewöhnt, dass das iPad als Schneidebrett fungiert. Zuerst war es der Auslöser, der das Wachstum und Interesse generiert hat. Jetzt ist es ein hauptsächlicher Bestandteil von jedem Video. Auch wenn ich nie gedacht hätte, dass dies so gut ankommen würde.


Wie sind die Reaktionen ausgefallen?

Die Idee kam gut an, wobei sehr viele Fragen gestellt wurden. Die Echtzeit des iPads wird immer wieder in Frage gestellt. Aber es ist wirklich echt - ohne Schutzhülle. Bei 40'000 Abonnenten habe ich mich dann gefragt, ob ich wirklich so weiterfahren will. Denn auf dem iPad zu kochen, ist ja schon… speziell? Will ich damit wirklich berühmt werden? 40'000 Follower waren für mich schon eine grosse Zahl. Aber ich rechnete natürlich nicht damit, dass ich es direkt auf eine solche Zahl wie jetzt schaffe. Ich habe damals zwei Videos ohne die Nutzung des iPads hochgeladen, die auch nicht schlecht ankamen – zum derzeitigen Zeitpunkt – aber es kamen dann direkt Fragen, wo das iPad sei... Deshalb bin ich dabei geblieben.


Wo befinden sich die meisten Leute deiner bald 10 Millionen Follower?

Momentan sind Brasilien, USA, Mexiko, Deutschland, Frankreich die Top 5.


Anhand welchen Gesichtspunkten wählst du deine Kochrezepte aus?

Ich koche ausschliesslich die Dinge, die mir Spass machen. Auf TikTok ist es ja auch so, dass du nur 60 Sekunden filmen kannst. Deshalb müssen es einfache Rezepte sein, die Spass machen, und für jeden ohne grossen Aufwand zuzubereiten sind. Das Thema Frittieren hat sich auch so plötzlich ergeben und kam super an.


Wären vegane Rezepte auch eine Möglichkeit?

Ich habe bereits ein paar Rezepte umgesetzt, die vegan sind. Vor allem auf dem Zweitkanal @drpronto, der sich an die deutschsprachige Community richtet. Ich bin sicherlich offen dafür, vegane Varianten ab und zu reinzuspielen aber ein ausschliesslich veganer Kanal ist keine Option.


Wie entstehen die Videos und wie viel Zeit nimmt es in Anspruch?

Ich schreibe regelmässig Ideen auf, die mir im Alltag in den Sinn kommen oder ich irgendwo beobachte. Dann setze ich sie direkt um. Das Filmen selbst dauert zwischen 30 und 50 Minuten. Danach folgt der Aufwand vom Schnitt. Auch das Ausarbeiten der Idee braucht noch Zeit, die nicht zu unterschätzen ist. Schlussendlich sind es schon mehrere Stunden, bis ein Video meinem persönlichen Anspruch gerecht wird.


Bald 10 Millionen Follower – wie sehen deine nächsten Ziele aus?

Vor einem Monat habe ich einen zweiten Account erstellt - @drpronto, da gibt es nur Videos auf deutsch. Das Ziel ist es, diesen auszubauen. Da habe ich nun auch schon 300'000 Follower. Die sind dann wirklich im DACH-Raum. YouTube habe ich kürzlich auch die 100'000 Marke geknackt und mache da fleissig weiter. Zudem führe ich einen zweiten Kanal auf YouTube: This Pronto ASMR. Der Fokus liegt auf den Geräuschen in den Videos. Hier möchte ich, dass dieser Account der internationale YouTube-Account wird. Dann gibt es weitere Projekte wie ein Kochbuch oder auch die Eröffnung eines Foodtrucks. Dies sind aber erstmals die Grundideen.


Wie sieht es aus mit Brand-Ambassador-Verträgen oder Influencerkampagnen?

Ich ziehe beides in Betracht. Wobei es ausschlaggebend ist, dass es Brands sind, die wirklich zu mir und den Ideen passen. Ich mache nicht einfach irgendetwas, damit ich es gemacht habe. Die ersten Kooperationen werden bereits geplant.


Hast du ein Team um dich herum?

Ich habe ein Management, das sich um die Anfragen kümmert. Aber ich kommentiere selbst, lade den Content selbst hoch – und analysiere alles. Vielleicht gibt es in Zukunft auch mal einen fixen Tag, an dem das Handy gar nicht erst eingeschaltet wird. Das ist aber noch keine Option.


Hast du alles auf die TikTok-Karte gesetzt?

Ja. Letztes Jahr musste ich noch ins Militär. Da war ich gerade bei 400'000 Followers. Das war ein doofes Timing! Ich habe übers Wochenende den gesamten Content vorproduziert - dann folgte die erste Million und die zweite. Im Oktober war ich fertig mit der Rekrutenschule und arbeitete noch Vollzeit in der Fischverarbeitung im Tropenhaus in Frutigen. Je länger je mehr habe ich aber gemerkt, dass ich weder auf der einen noch der anderen Seite meine angestrebten 100% abliefern konnte. Es musste eine Entscheidung her – diese fiel auf TikTok.


Was passiert wenn es nicht so klappt, wie du dir dies vorstellst?

Ich schaue vorzu. Bereits kurz nach der Lehre merkte ich, dass es mich in den Bereich der Selbständigkeit ziehen wird. Ideen gibt es genug, die man umsetzen kann. Es braucht einfach Mut, sich zu 100% diesen Ideen zu widmen, zielorientiert und fokussiert zu sein, um dann das Potential auszuschöpfen.


Was ist es für ein Gefühl, wenn du weisst, dass die Videos Millionen von Menschen sehen?

Am Anfang war es sehr speziell, wenn man beobachten kann, wie die Videos durch die Decke gehen und einem bewusst wird, welche Zahl da steht. Du vergleichst dann aber automatisch immer und achtest darauf, wie viele Views, Kommentare etc. es bei jedem Video gibt. Bei 100'000 Aufrufen konnte ich mir die Zahl noch vorstellen – dies wäre eben ein sehr grosses Stadion, das gut gefüllt ist. Aber jetzt im sieben- oder achtstelligen Bereich ist es für mich nicht mehr greifbar. Dennoch analysiere ich jedes Video und schaue mir die Statistiken im Detail an. Was kommt gut an? Warum was Video X weniger beliebt als Video Y - und und und... Wenn ein Video nach einem Tag nur eine Million Aufrufe hat, passt etwas nicht. Natürlich ist eine Million viel; aber im Verhältnis dann nicht mehr.


Also auch ein Perfektionist.

Das ganz bestimmt.

bottom of page