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Couchgeflüster #44 - Nadine Gerber

Nadine Gerber arbeitet als Journalistin, Autorin und Fotografin. Bereits drei Liebesromane von ihr sind beim Piper Verlag erschienen. Wenn ihr als Mutter von zwei Kindern noch zusätzlich Freizeit bleibt, trainiert Nadine für einen Triathlon oder Gigathlon – je nach Lust und Laune. Sie führt eine Bucketlist, die ein bisschen was darüber verrät, was wir in Zukunft alles noch von ihr hören werden.

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Nadine Gerber | Journalistin, Texterin, Autorin

Warum schreibst du?

Das kann ich dir nicht in einem Satz beantworten. Schreiben hat mich immer schon fasziniert und begeistert. Bereits als Kind habe ich sehr viel gelesen. In der dritten Primarschulklasse habe ich einen ersten Aufsatz geschrieben – ohne Grammatikfehler. Das hat sich durchgezogen. Aufsätze schreiben war immer mein Ding. Ich habe es nicht nur gerne gemacht, ich war auch ziemlich gut darin. Mit 19 habe ich als Journalistin gearbeitet und tue dies bis heute. Da war das Thema Buchschreiben dann jedoch in den Hintergrund geraten. Und doch habe ich immer wieder mit einer speziellen Geschichte begonnen.


Aber nie fertig geschrieben?

Genau. Mal war ich bereits nach zehn Seiten fertig. Dann habe ich versucht, zwanzig Kapitel à zehn Seiten zu planen. Aber das funktionierte auch nicht. Déformation professionelle der Journalistin. Meine Bücher waren immer viel zu schnell zu Ende erzählt. Irgendwann habe ich das akzeptiert. Doch dann kam das Klassische: eine Sinnkrise. Diese kam vor und während der Trennung von meinem damaligen Mann. Ich musste etwas machen. Eines Abends hatte ich eine Geschichte im Kopf, studierte permanent an ihr herum, konnte nächtelang nicht schlafen. Eines Morgens habe ich beschlossen: Ich muss das aufschreiben. Daraus entstand das Erstlings-Werk «Galway Girl». Innert zwei Monaten habe ich das Buch geschrieben.


Finden Geschichten dich oder du sie?

Ich würde sagen beides. Die eine Geschichte am Anfang hat mich gefunden. Ich weiss noch heute nicht, woher die Gedanken und Ideen kamen. Eine andere war wiederum in mir drin, da es sich um Themen und Aussagen handelte, die ich von mir aus aufschrieben wollte. Im Buch «Unvergessen – Dein Bild für die Ewigkeit» geht es beispielsweise um die Thematik «Fotoengel». Dies war sehr naheliegend, da ich ehrenamtlich als Fotoengel für Herzensbilder im Einsatz bin. Ich glaube, man kann nicht authentisch über etwas schreiben, das man selbst nicht kennt. Ausser natürlich wenn es um Werbetexte oder ähnliches geht.


Wie soll man vorgehen, wenn man den Verlagen ein Manuskript zusenden möchte?

Zuerst ist es wichtig, dass man darauf achtet, wie die Verlage aufgestellt sind. Schreibt man einen Roman, sollte man sich nicht an Verlage wenden, die sich auf Sachbücher fokussiert haben – und umgekehrt. Und dann geht es um Folgendes: Jeder Verlag hat definierte Voraussetzungen: Anzahl Seiten Leseprobe, digital oder physisch, Exposé, etc. Es ist ein Aufwand, wenn man jeden Verlag einzeln betrachtet und den Versand der Unterlagen massschneidert. Aber es ist der einzige richtige Weg.


Wo stehst du gerade in Sachen Schreibprozess?

Ich habe mein fünftes Buch fast parat und setze mich nun das erste Mal mit Absagen auseinander. Denn ich war ich war bei den ersten vier Büchern sehr verwöhnt, da ich direkt auf Anhieb beim Piper Verlag angenommen wurde. Alle sagten mir, dass es nicht realistisch sei, überhaupt bei einem Vertrag reinzukommen – und doch... Nach zwei Wochen hatte ich vier Verträge auf dem Tisch. Die jetzige Situation ist neu für mich, aber wohl die Situation, über die mich im Vorfeld alle informieren wollten. Die Realität eben.


Wie gehst du mit den Absagen um?

Absagen sind normal. Es ist wichtig, dass man einfach dranbleibt. Das, was passt, wird dann schon kommen.


Wie gehst du damit um, wenn Leute dich fragen, ob du die Protagonistin bist?

Es ist immer wieder erstaunlich, dass dies die Leute wissen möchten. Wenn man einen Roman von Dan Brown liest, fragt man sich ja auch nicht, ob er jemanden umgebracht hat. Ich möchte nicht sagen, was echt ist und was nicht. Es geht mir darum, Gedanken und Emotionen wiederzugeben, ohne dass sie auf meine Person übertragen werden. Oftmals stecke ich Details in die männlichen Charaktere, dann werde ich automatisch seltener gefragt.


Wann und wo schreibst du am meisten?

Ich schreibe oftmals abends, wenn meine Kinder schlafen. Oder wenn sie in der Schule sind. Manchmal aber auch an einem Nachmittag, wenn sie spielen. Ort und Zeit spielt mir keine wirklich grosse Rolle, da ich nicht zehn Stunden aneinander schreibe. Ich kann auch mal zehn Minuten schreiben und dann später noch eine halbe Stunde. Ich brauche auch nicht unbedingt Ruhe. Zu Hause läuft jeweils entweder Radio oder der Fernseher im Hintergrund.


Sind Schreibblockaden ein Thema für dich?

Ja, dies passiert mir immer mal wieder. Manchmal kommt einfach nichts. Aber ich mache mir hier keinen Druck. Wenn die Ideen und Worte kommen, super. Wenn nicht, dann eben nicht. Manchmal schreibe ich monatelang keinen Satz. Dann trainiere ich ein bisschen mehr und sehe bisschen besser aus. Auch gut…


Was ist für dich das Schönste und gleichzeitig Schwierigste am Schreiben?

Das Schönste für mich ist es, wenn ich in diesen erwähnten «Flow» gerate und alles um mich herum vergesse. Mein Kopfkarussell und meine Gedanken stellen für einen Moment ab. Schwierig auf der anderen Seite ist es dann, wenn ich auf Knopfdruck schreiben muss und gerade dann keine Motivation finde oder der Zugang zur Thematik fehlt.


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