Linda Fäh ist Sängerin und Moderatorin. Der Türöffner, um Interesse und Passion beruflich ausleben zu dürfen, war die Wahl zur Miss Schweiz 2009. Neben der Karriere als Schlagersängerin sowie den Engagements als Moderatorin im TV und an Events, ist Linda Fäh auch ehrenamtlich engagiert. Sie ist Botschafterin des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK sowie Pink Ribbon, die sich für die Prävention von Brustkrebs einsetzen.

Wann ist in deinen Augen jemand schön?
Für mich ist Schönheit das, was aus dem Herzen kommt. Ich erkenne relativ schnell, ob ich mit einem Menschen auf einer Wellenlänge bin und dabei wie er/sie denkt und fühlt. Ich sehe jemanden erst dann als wirklich schön, wenn er charakterlich schön ist. Wenn die Person und mich etwas verbindet, mich ihr Lachen ansteckt oder sich eine Form der Freundschaft entwickelt. Diejenigen Menschen sind schön, die mir viel bedeuten, denen ich etwas geben kann - und umgekehrt. Klar... Du kannst jederzeit ein Magazin durchblättern und sagen, dass du diese Frau oder jenen Mann schön findest, aber das ist nur das Äussere. Die Fassade. Wahre Schönheit ist für mich etwas ganz anderes.
Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben?
Bodenständig, ehrgeizig, menschenliebend
Was ist dir wichtiger: Gemocht zu werden oder erfolgreich zu sein?
Die beiden Dinge schliessen sich nicht aus. Wenn du beliebt bist, kannst du erfolgreich sein und umgekehrt. Doch noch vor beiden Attributen setze ich etwas sehr Wichtiges: Authentizität und Freude. Du musst das, was du machst, zu 200% gerne tun, mit Herzblut dabei sein. Wenn die Leute spüren, dass du dich selbst bist, kann du nur gewinnen. Dann wirst du gemocht und erfolgreich mit dem, was du machst. Vergessen darf man aber auch nicht, dass nicht alle einen mögen und das soll auch akzeptiert sein.
Ist es dir wichtig, von allen gemocht zu werden?
Nein. Dies ist auch gar nicht möglich. Man kann es nie allen recht machen. Ich mache das, was ich gerne machen möchte und wenn ich damit anderen Menschen eine Freude machen kann, dann habe ich mein Ziel erreicht. Wenn ich dir ein Lächeln ins Gesicht zaubere, dich mit meinen Liedern und den Texten berühre, einen mühsamen Tag erträglicher machen kann, habe ich für mich viel erreicht. Ich lasse mich ja auch von Menschen inspirieren, wenn ich mal schwierige Situationen meistern muss oder höre Musik, die mir Mut und Kraft gibt. Es ist ein Kreislauf.
Warum zog es dich nach der Miss Schweiz Wahl in den Schlagerhimmel?
Meine Passion gewann. Musik begleitet mich schon, seit ich denken kann. Mein Vater hat bereits Musik gemacht. Ich habe ihn oftmals im Keller während den Proben beobachtet und wollte dann auch mitsingen. Meine ersten CDs waren die von Francine Jordi, Géraldine Olivier und Patrick Lindner. Aber klar, ich war natürlich auch Fan von anderen Pop-KünstlerInnen.
Talent oder harte Arbeit?
Ich würde sagen beides. Das Musikgehör hatte ich bereits als Kind. Ich denke, dass ich dies direkt von meinem Vater geerbt hatte. Meine Eltern haben diese Basis früh bemerkt. Ganz ohne dieses Grundtalent wird es vermutlich schwierig. Aber natürlich gehört dann auch viel Arbeit und Glück dazu. Für mich begann mein eigener musikalischer Weg mit Blockflötenunterricht, dann für mehrere Jahre Gitarrenunterricht und schliesslich Gesangsstunden.
2019 warst du mit Florian Silbereisen auf Tournee. Wie sehen deine nächsten Ziele/Meilensteine aus?
Das ist immer schwierig zu sagen. Bei dieser Frage darf man nämlich auch nicht vergessen, darauf zurückzublicken, welche Meilensteine man schon erreicht hat. Die Tournee mit Florian Silbereisen war einer meiner grössten Meilensteine in meiner Gesangskarriere. Aber wenn ich hier ein Ziel sagen müsste, wäre es eine eigene Tournee. Im Schlagerbereich ist es nämlich gang und gäbe, dass man mit mehreren KünstlerInnen unterwegs ist ausser man zählt wie Helene Fischer und Andrea Berg zu den Topstars. Ein abendfüllendes Konzert mit Live-Band wäre sehr schön. Oder aber auch eine eigene TV-Show, bei der ich unterschiedliche Persönlichkeiten einladen kann, durch den Abend führe, singe und moderiere - also alle meine Leidenschaften verbinden kann.
Wie kamst du zur Moderation?
Dies hat sich durch die Miss Schweiz Wahl ergeben. In jener Zeit, in der ich hunderte von Interviews geben durfte, ob vor der Kamera oder im Radio, wurde ich eines Tages angesprochen. Es war lustigerweise während dem Interview an jenem Abend, an dem ich die Krone abgeben durfte. TVO hatte mich interviewt und meinte, dass ich mich sehr gut artikulieren würde und meine authentische Ausstrahlung bemerkenswert sei. Überraschenderweise ergab sich daraus die Möglichkeit, dass sie mich für eine erste Extra-Sendung als Testlauf engagierten. Danach kam es so, dass ich die Sendung sogar mehrere Jahre moderieren durfte. In dieser Zeit ging es dann auch in Richtung Eventmoderationen sowie 2015 zur Weihnachtssendung im SRF, die ich fünf Jahre moderierte.
Du bist nun auch aktiver auf Social Media - was ist ein Influencer für dich?
Influencer oder schöner gesagt MarkenbotschafterInnen sind Persönlichkeiten, die beeinflussen und ein Vorbild sein können. Dies wäre für mich die ursprüngliche Definition von diesem Begriff. Genau dies bin ich seit 2009 - seit dem Moment, in dem ich in die Öffentlichkeit getreten bin. Sei es in den klassischen Medien, an den Events, an Auftritten und nun eben auch auf Instagram. Man erkennt mich, beobachtet, was ich mache, schreibt über mich und kann sich jederzeit ein Urteil bilden. Unabhängig davon, ob man mich persönlich kennt oder nicht. Es war mir von Anfang an bewusst, dass alles, was ich sage und mache, Einfluss nehmen kann.
Welche Bedeutung hat Social Media für dich?
Ich bin seit Jahren aktiv auf den Plattformen. Nicht, weil es einen Hype darstellt, sondern weil ich es immer gern gemacht habe. Aber klar... Aufgrund von Corona mussten wir KünstlerInnen uns ziemlich rasch überlegen, was wir stattdessen tun können. Seit einem Jahr ist ein Teil von meinem beruflichen Weg für den Moment inexistent. Dies hat mich dazu gebracht, die Situation neu zu analysieren, das Ganze umzumünzen und der Community Dinge zu zeigen, wofür ich vorhin einfach keine Zeit finden konnte wie zB. das Kochen. Diejenigen, die es spannend finden, schauen es sich an - die anderen nicht.
Du bist ein Multitalent. Was kannst du nicht?
Tanzen würde ich gerne besser können. Ich wurde zwar Zweite bei «Darf ich bitten?», aber da ist noch ziemlich viel Luft nach oben, wenn ich mir die ProfitänzerInnen so anschaue. Aber man kann halt nicht alles. Bügeln steht auf dieser Liste aber an erster Stelle. Zum Glück unterstützt mich meine Mutter, gerade wenn es um die Kleider für meine Auftritte geht. Ansonsten habe ich nur Kleider, die man nicht bügeln muss oder der Einfachheit halber nass aufhängen kann. Auch kompliziertere Dinge im Bereich IT und Technik sind nicht so meine Stärke. Mein Mann sagt auch, ich sei eine absolute «Technik-Banausin».
Seit der Miss Schweiz Wahl bist du ehrenamtliche Botschafterin im Charity-Bereich – warum?
Ich bin schon so aufgewachsen. Man soll dankbar sein für alles, was man hat. gerade auch für die «kleinen» Dinge. Nichts ist selbstverständlich. Ich musste mir meine Miss Sixty-Jeans als Teenager selbst verdienen. Wir sind bodenständig aufgewachsen, hatten eine gute Kindheit und einen tollen Zusammenhalt in der Familie - dafür bin ich sehr dankbar. All dies habe ich mitgenommen. Inklusive der Dinge, die ich in den letzten zwölf Jahren beruflich erleben und machen durfte. Das ist auch viel Glück. Deshalb darf man da auch etwas zurückgeben. Alles, was du Gutes tust, kommt eines Tages zu uns zurück.
Neben Gutem gibt es auch viele traurige Dinge. Schicksalsschläge betreffen uns alle; wie gehst du damit um?
Ich wurde lange verschont, habe mich aber immer wieder damit auseinandergesetzt und auch mit meinem Mann darüber gesprochen, wenn ich solche Geschichten gehört oder gelesen habe. Es graute mir nämlich davor, dass es uns auch betrifft. Irgendwann kommt es. Wichtig finde ich, dass man Trauer zulassen darf und soll. Darüber zu reden, kann helfen. Beruflich gesehen, habe ich meinen Produzenten verloren. Ein neues Album wäre unser neues musikalisches Projekt geworden nach diesem Pandemie-Jahr, das uns alles genommen hatte, was den musikalischen Boden betraf. Er wurde von heute auf morgen aus dem Leben gerissen. Ich musste und wollte die Trauer zulassen. Aber irgendwann kommt der Tag, an dem man wieder aufstehen muss, weil der eigene Weg noch weitergehen darf. Man wird stärker. In diesem Fall kann ich es in Form von Musik verarbeiten.
Und bei privaten Verlusten?
Mein Onkel ist im Januar verstorben. Das waren auch sehr harte Stunden und Tage. Ich durfte an der Beerdigung singen, was Fluch und Segen zugleich war. Da bricht einem direkt das Herz. Und dann fragte ich mich: Was ist, wenn dasselbe bei meinen Eltern passiert? Das hält man ja kaum aus. Und doch müssen wir uns damit auseinandersetzen, denn niemand von uns wird davon befreit sein.
Und trotzdem bist du jemand, der «Ja» sagt. Wie es deine neue Single «Ringe anprobieren» zeigt. «Ja» zur Liebe, zum Partner, zum eigenen Leben. Was machst du, wenn dir der Mut abhanden kommt, Ja zu sagen?
Dann muss man sich zuerst fragen, ob der Weg überhaupt stimmt und es einem «Ja» bedarf. Wenn ich dies bejahen kann, gibt mir genau die Liebe, mein Mann, meine Familie den nötigen Schubs, die Motivation und den Mut, die Comfort Zone zu verlassen. Wir leben genau jetzt, es kann morgen bereits vorbei sein. Deshalb motiviere ich jeden da draussen, «Ja» zu sagen. Aber natürlich nur dann, wenn es sich im Herzen richtig anfühlt.
Aber es gibt keine Garantie.
Nein, definitiv nicht. Aber das macht genau die Liebe und somit das Leben aus. Man weiss nie, wie lange man mit jemandem zusammen sein darf oder kann. Bin ich bis ans Lebensende mit meinem Mann zusammen? Ich weiss es nicht. Aber es ist mein Wunsch, mein Traum, meine Vorstellung. Hier darf man dann den Mut finden, «Ja» zu sagen, in Form einer Hochzeit. Mut, weil das Versprechen in diesem Moment für ein Leben gilt. Weiss man dies mit 28 oder 30 Jahren schon? Zu diesem Zeitpunkt, ja. Dann muss man den Mut zusammennehmen. Man weiss nie, wie es schlussendlich wirklich kommt. Dann darf man auch einfach dem Leben den Freilauf lassen und darauf vertrauen. Hätte ich den Mut nicht gehabt, an der Miss Schweiz-Wahl teilzunehmen - wo wäre ich heute?