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Couchgeflüster #45 - Damian Betschart

Damian Betschart kennt man als als Radio-, Fernseh- und Eventmoderator. Von Radio 1 und Radio Pilatus ging es zu Tele 1 und schliesslich Blick TV. Dort war er eines der Aushängeschilder im Bereich «News» und leitete zudem seine eigene Sendung «Blindspot». Seit ein paar Monaten ist Damian nun zurück bei Tele 1 und seit wenigen Wochen derer Hauptmoderator. Was steckt hinter dem charismatischen, sympathischen, authentischen und talentierten Mann? Ich habe nachgefragt.

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Damian Betschart | Moderator, Sprecher, Journalist

Warum Moderator?

Das ist eine lustige Geschichte. Denn bis zu meinem 24. Lebensjahr wusste ich nicht mal wirklich, dass es den Job von ModeratorInnen gab. Mein damaliger Freund, der selbst Radiomoderator war, hatte das Gefühl, das meine Stimme zum Radio passen könnte. Da dachte ich: «Probieren wir das mal.» So kam ich das erste Mal mit der Arbeit für einen Radiosender in Berührung. Ich war so begeistert, dass ich direkt ein Praktikum absolvierte, bevor es dann zum TV ging. Und nun... Mehr als zehn Jahre sind vergangen und ich liebe den Job wie am ersten Tag.


Was zeichnet für dich gute ModeratorInnen aus?

Da gibt es mehrere Aspekte. An erster Stelle steht in meinen Augen die Authentizität. Sich zu verstellen, ist suboptimal. Es gibt SchauspielerInnen, die auch im Moderationsbereich unterwegs sind, weil sie sich auf der Bühne auskennen und vor der Kamera wohlfühlen. Da sieht und merkt man oftmals, dass sie in die Rolle der ModeratorInnen schlüpfen. Das ist nicht das Ziel. Ganz wichtig für mich ist auch, dass man zu 100% auf das Gegenüber vorbereitet ist, damit man auf alle Situationen reagieren kann. Ein Fragenkatalog ist jedoch nicht alles - man muss zuhören und auf das Gesagte eingehen können.


Du bist seit über zehn Jahren als Moderator tätig. Ist Nervosität noch ein Thema?

Definitiv. Ich finde, ein Stück Nervosität gehört dazu. Klar, es ist nicht mehr so wie früher. Aber eine Grundnervosität bleibt. Wenn ich nicht angespannt wäre, würde dies bedeuten, dass mir meine Leistung und auch das Gegenüber gleichgültig ist. Dem ist nicht so - im Gegenteil. Wenn ich auf den Anfang meiner Karriere zurückschaue, war es so, dass ich mich zwingen musste, Eventanfragen anzunehmen.


Warum?

Ich habe mich enorm unwohl gefühlt vor Leute zu stehen. Das war schon in der Kindheit und Schulzeit so. Man glaubt es heute kaum, aber ich habe nie gerne Vorträge gehalten. Deshalb sind auch meine PrimarlehrerInnen überrascht, welchen Job ich heute ausübe. Ich musste es lernen, vor Leute zu stehen.


Gibt es einen Geheimtipp?

Leider kann ich keinen Trick verraten. In meinem Fall zumindest nicht. Nur die Erfahrung hat es gemacht. Je öfter ich Events moderiert habe, desto sicherer bin ich geworden.


Welche positive Erfahrung bleibt dir bis heute in Erinnerung?

Ich werde mein allererstes Interview nie vergessen. 2009. Noch dazu mit Udo Lindenberg. Ich war ganz frisch als Praktikant beim Radio. Dann hiess es plötzlich, ich solle ihn interviewen. Ich fuhr also dorthin - ohne jegliche Erfahrung. Doch er war so nett, weil er offensichtlich spürte, dass ich neu in der Branche war. Von dem klassischen Interview sind wir abgewichen und es ergab sich ein angenehmes Gespräch. Das werde ich nie vergessen. Diese Begegnung hat mir den Einstieg in die Branche unglaublich leicht gemacht hat.


Und ein Gegenbeispiel?

Das war auch ein Interview. Mit James Arthur. Das war bisher das schlimmste Interview, weil er so desinteressiert wirkte. Er war leider die ganze Zeit am Handy, gab keine anständigen Antworten. Ich musste dann sogar betonen, dass ich auch nur meinen Job machen würde. Doch selbst das hat ihn nicht wirklich interessiert und mich spüren lassen, dass er Besseres zu tun hat.


Was nimmst du von deinen täglichen Begegnungen und Jobs mit?

Ich durfte schon so viele Menschen interviewen und Sendungen machen. Für mich zählt alles zum Bereich Erfahrung. Auch wenn die Aufnahmen hektisch sind oder Fehler passieren – ich lerne immer aus den Situationen. Deshalb nehme ich alles mit und fülle meinen Rucksack.


Gehen wir vom Radio weg zu TV und Events. Was zählt mehr: Talent oder Aussehen?

Ganz ehrlich: Das Aussehen. Leider. Zumindest für den kurzfristigen Erfolg. Wenn man wirklich gut ist, wird man auch so den eigenen Weg gehen – unabhängig von Aussehen oder Alter. Doch ich mache oft die Erfahrung, dass du mit Aussehen sehr schnell sehr weit kommst. Gerade wenn es um Castingshows geht oder Persönlichkeiten, die plötzlich in der Öffentlichkeit stehen, Follower/Reichweite mitbringen und das Gefühl haben, sie seien ModeratorInnen. Wenn man das Aussehen mitbringt, kann man für Jobs gebucht werden, auch wenn Talent und Erfahrung fehlen. Wie es langfristig dann aussieht, ist dabei offen.


Merken dies die Auftraggeber nicht?

Oftmals erst im zweiten Anlauf, sprich wenn sie dann erfahrene ModeratorInnen buchen. Auf den ersten Blick sehen sie nämlich nicht, ob jemand wirklich moderieren kann und einen journalistischen Background mitbringt oder ob jemand reden kann, hinsteht und den Clown macht.


Wann ist für dich ein Mensch schön?

Eine sehr philosophische Frage. Ich finde, jeder Mensch hat eine Schönheit – ob äusserlich oder innerlich. Es gibt die gängigen Schönheitsideale, die man in Katalogen oder Werbungen sieht. Obwohl ich finde, dass sich in den letzten Jahren einiges getan hat. Man setzt auch auf andere Ideale. In diesem Moment sehe ich vor mir eine junge Frau mit Down-Syndrom, die Farben zu mögen scheint, weil sie gelbe Shorts trägt. Und sie strahlt Freude aus, was schön ist. Wir alle haben Etwas an uns, das uns strahlen lässt. Schönheit ist überall.


In den Medien liest man, dass du beruflich eine «Rampensau» bist - wie sieht es privat aus?

So lange ich keinen Alkohol trinke, bin ich privat alles andere als das. Ich bin sogar eher introvertiert. Ich mag keine Events, wenn ich die Leute nicht kenne. Wenn es darum geht, einen Raum zu betreten, in dem ich niemanden kenne, bin ich zurückhaltend und eher schüchtern. Völlig unberechtigt, weil ich ein gesundes Selbstbewusstsein habe und weiss, was ich kann. Zudem kann ich mich mit jedem unterhalten. Doch diese Charaktereigenschaft bleibt. Nur mein enges Umfeld weiss, dass ich auch laut sein und Party machen kann. Aber dies passiert eher selten. Deshalb sind auch viele überrascht, wenn sie mich kennenlernen und merken, wie wenig ich rede. Ich bin eher der Stille. Jemand, der gerne zuhört und beobachtet.


Gibt es Leute, die du noch unbedingt interviewen möchtest?

Roger Federer. Falls du dies liest… Nein, Spass bei Seite. Ich finde jeden Menschen spannend. Heute Morgen hatte ich beispielsweise zwei politische Interviews, obwohl Politik nicht zwingend mein Hauptthema ist. Trotzdem finde ich es spannend, sich darauf einzulassen und den Horizont zu erweitern. Wir alle haben eine spannende Geschichte. Ein Interview mit einem Star ist genauso spannend wie mit Franziska aus Effretikon.


Du hast mal gesagt, dass sich gute, ehrliche Arbeit bezahlt macht. Glaubst du dies auch in dem jetzigen Zeitalter?

Das glaube ich tatsächlich noch. Es war schon immer mein Motto. Ich bin jemand, der gerne arbeitet und daran glaubt, dass sich alles auszahlen wird. Dies hat auch ein Stück weit mit Karma zu tun. Ich bin schon lange in der Branche, arbeite gerne und viel, bei Interviews geht es mir selten um mich sondern um das Gegenüber. Ich mache viel für die anderen, setze mich ein. Solche Dinge zahlen sich aus. Ich halte nicht viel vom schnellen Erfolg oder davon, dass man andere manipuliert und sich Erfolg erschleicht oder nur auf das Aussehen setzt. Auch in Bezug auf Social Media. Ich habe knapp 10'000 Follower. Das ist cool. Aber ich könnte auch ohne Instagram leben. Schlussendlich zählt das Talent und Können in der realen Welt.


Wenn du eine Superkraft wählen könntest – welche?

Oh. Gute Frage. Ich würde gerne Gedanken lesen können. Oder was noch besser wäre: Gedanken steuern.


Spannend. Zum Guten oder Manipulativen?

Natürlich zum Guten, gar keine Frage. Damit würde es der Welt besser gehen.


Welche Werte sind dir wichtig?

Ehrlichkeit, Loyalität, Gutherzigkeit. Und Humor. Wenn man das als Wert zählen kann. Cool finde ich auch Positivist. Da ich selbst auch positiv eingestellt bin.

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